Ein Interview mit Professor Rainer Schmidt von der Orthopädie Chirurgie Erlangen/Ebermannstadt
Herr Professor Schmidt, was ist der Grund für die zunehmende Verletzungsanfälligkeit von Skifahrern?
Das ist zum einen die fehlende Fitness sowie die fehlende muskuläre Kraft insbesondere im Beinbereich. Zum anderen ist es auch eine gewisse Selbstüberschätzung bzw. korrekte Einstufung der eigenen Fähigkeiten. Die Leute meinen, alle Pisten fahren zu können, sind allerdings nicht auf dem entsprechenden Leistungsstand.
Mit welchen Verletzungen werden die Patienten bei Ihnen in der Praxis in der Regel vorstellig?
In erster Linie sind es Kapsel- und Bänder-Verletzungen, Kreuzbandrisse, Meniskusschäden, aber auch Knochenbrüche sind häufig, vor allem die Tibiakopffraktur, also eine Fraktur im Bereich des Schienbeinkopfes. Im Weiteren sind es häufig Schulterverletzungen, Luxationen und Oberarmbrüche, die wir behandeln müssen.
Gibt es denn Tipps, um dem vorzubeugen?
1. Langsames Eingewöhnen: Es sollten erstmal leichte bis mittlere Pisten gefahren werden, so dass das eigene Können getestet und langsam gesteigert werden kann.
2. Ein zehnminütiges Aufwärm-Training vor dem Start am Morgen mit Muskeldehnung sowie Stabilisierungsübungen ist förderlich.
3. In den Wochen vor dem geliebten Ski-Urlaub wäre es natürlich optimal, täglich 10 Minuten Skigymnastik zu machen, um sich auf die Belastungen vorzubereiten.
Nun ist ja Ski Alpin nicht der einzige Wintersport. Viele gehen Langlaufen oder Eislaufen – gelten da die gleichen Empfehlungen?
Prinzipiell ja, wobei man bei Ski-Langlauf sagen muss, dass hier die Gefahren deutlich geringer und auch die einwirkenden Kräfte wesentlich niedriger sind. Für problematisch halte ich das Eislaufen, da die Abläufe hier für den Ungeübten aufgrund der glatten Eisfläche komplett unkalkulierbar sind. Meine Empfehlung ist, hier ganz vorsichtig zu sein. Wer sich unsicher fühlt, sollte es lieber lassen.
Wie halten Sie es selber mit dem Wintersport?
Aus den genannten Gründen unterlasse ich das Eislaufen, bin aber ein begeisterter Alpin Skifahrer, schaffe es aber pro Saison vielleicht auf 2-3 Wochen direkt auf die Piste. Ich gebe auch zu: Wichtig ist mir dabei auch die Hütten-Gemütlichkeit, der so genannte Einkehrschwung darf nicht zu kurz kommen.
Herr Professor Schmidt, vielen Dank für das Gespräch.